19.Januar - Gedenktag der Verschleppung und der Vertreibung

Das ungarische Parlament ernannte am 10. Dezember 2012 den 19. Januar zum Gedenktag der Verschleppung und der Vertreibung der Ungarndeutschen. Im Dezember 1944 und Januar 1945 wurden die Deutschen aus Ungarn in die Sowjetunion verschleppt, und am 19. Januar genau vor 75 Jahren rollten die ersten Viehwaggons aus Budaörs mit Deutschen vollgeladen Richtung Deutschland.

0060 sz. katonai parancs / Militärbefehl Nr. 0060

Der russische Armeebefehl Nr. 0060 vom 22. Dezember 1944 verordnete die Mobilisierung sämtlicher arbeitsfähiger Personen deutscher Abstammung oder der Personen mit deutsch klingenden Namen für die Wiedergutmachung der Kriegsschäden. Frauen zwischen 18-35 Jahren und Männer zwischen 17-45 Jahren wurden zur Malenkij robot, zur „Kleinen Arbeit“ deportiert. Sie mussten in verschiedenen Lagern im Donecz-Becken, im Kaukasus oder im Ural-Gebirge mehrere Jahre lang in Bergwerken, in Kolhosen, in Fabriken arbeiten. Die Verpflegung war sehr dürftig, es gab im Allgemeinen nur dünne Krautsuppe, Futterrübensuppe und ein wenig Brot. Wegen der Unterernährung und der mangelnden Hygiene verbreiteten sich Infektionskrankheiten, wie Bauch- oder Flecktyphus, Ruhr, Krätze. Die Plage mit Läusen und Flöhen schwächten gleichfalls die Lagerinsassen. Kranke konnten ab Herbst 1945 nach Ungarn heimfahren. Bis Ende Dezember 1949 wurden die überlebenden Verschleppten nach Ungarn entlassen, aber viele von ihnen mussten noch bis 1953 in ungarischen Arbeitslagern wie z.B. in Tiszalök arbeiten.

Die ungarische Regierung verkündete 2015 das Gedenkjahr der in die Sowjetunion Verschleppten. So wurden in vielen Städten und Dörfern Denkmäler zur Erinnerung an die Verschleppten eingeweiht, Bücher herausgegeben und Projekte in den Nationalitätenschulen organisiert.

Der nächste Schicksalsschlag für die Ungarndeutschen war die Vertreibung nach Deutschland.

Die Potsdam-Legende, dass die drei Großmächte (die USA, die Sowjetunion und Groß-Britannien) Ungarn dazu gezwungen hätten, seine deutsche Minderheit auszusiedeln, wird heute nicht mehr akzeptiert. Laut der neuesten Forschungen spielten bei der Vertreibung der Ungarndeutschen sowohl außenpolitische als auch innenpolitische Faktoren eine bedeutende Rolle. Bei den außenpolitischen Faktoren muss man erwähnen, dass schon Hitler einen Plan hatte, die zerstreuten Volksdeutschen in Südosteuropa heim ins Reich zu siedeln. Während des 2. Weltkrieges wollten die tschechoslowakischen und polnischen Exilpolitiker die Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei aussiedeln, so den Anteil ethnischer Minderheiten minimieren.

In Ungarn waren politische, gesellschaftliche, aber auch wirtschaftliche Faktoren maßgebend.

Laut der kollektiven Schuldthese waren die Ungarndeutschen verantwortlich dafür, dass Ungarn den 2. Weltkrieg verloren hat.

Kovács Imre (NPP) formulierte seine Gedanken folgendermaßen: „Sie kamen mit einem Bündel auf dem Rücken, so sollen sie auch gehen.“ Die gleiche Meinung hatten die Ungarische Kommunistische Partei und die Partei der Kleinlandwirte. Gegen die Aussiedlung äußerten sich die Sozialdemokratische Partei und die Bürgerlich-demokratische Partei. 

Zwei Aussiedlungsverordnungen wurden verabschiedet, die erste im Dezember 1945, die zweite im Oktober 1947.

Ca. 150.000-200.000 Personen wurden in die amerikanische Zone Deutschlands vertrieben. Nachdem die Amerikaner keine weiteren Transporte mehr in ihrer Besatzungszone aufnahmen, schloss die ungarische Regierung mit der Sowjetischen Militäradministration eine Vereinbarung ab. So kam es dazu, dass ca. 50.000 Personen in die sowjetische Besatzungszone vertrieben wurden.

 

Wir gedenken also derer, die wegen ihrer deutschen Nationalität und Muttersprache nach dem Zweiten Weltkrieg vieles erleiden mussten: ihnen wurden die persönliche Freiheit und das Hab und Gut weggenommen, sie mussten ihre Heimat verlassen.

Pakolás a lovaskocsira / Packen auf die Pferdekutsche